
Forderungen der Generation Y: naives Wunschkonzert? Nein!
Wir beginnen das Jahr 2016 also mit einer Debatte. Die Wirtschaftszeitung Handelsblatt hatte am Sonntag ein Video, das von der Deutschen Welle produziert und bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, bei Facebook gepostet. Daraufhin ging eine fette Diskussion los.
Worauf ich stolz bin: Fast 400 Leute haben den Beitrag geliked, fast 60 haben kommentiert und mehr als 100 Nutzer haben das Video geteilt.
Abgesehen von den üblichen Trottel-Kommentaren, dessen Besitzer ihren Senf sowieso zu allem hinzugeben, sind einige richtig gute Meinungen dabei – positive und negative. Ich will sie hier sammeln (mit anonymisierten Screenshots) und Stellung beziehen.
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Niemand gehört unfreiwillig einer Generation an. Es geht meiner Meinung nach nicht um X, Y oder Z sondern um den Mindset der Menschen. Die Bezeichnung „Generation Y“ ist lange vor meiner Arbeit als repräsentativ gewählt worden. Ich denke aber, jeder Mensch aus jeder Altersklasse kann die Wünsche und Nicht-Wünsche der Generation vertreten. Schon die Wissenschaftler John Palfrey (Harvard) und Urs Gasser (St. Gallen) haben in einer Publikation geschrieben: “So sagen Schlagwörter wie ›Generation X‹ oder ›89er‹ weit mehr über ihre Erfinder aus, als über die, die damit gemeint sind.« Wenn Sie nicht hinter den von mir beschriebenen Forderungen an die Arbeitswelt stehen, ist das natürlich in Ordnung. Sie gehören trotzdem zur aktuellen Jobnachfolge-Generation, wenn Sie zwischen 20 und 35 Jahre alt sind.
Es geht nicht darum, ein Wunschkonzert zu veranstalten (Und ja, wir müssen alle selbst unseren Arsch hochkriegen, wenn wir was erreichen wollen). Ich habe weder naive noch verwunschene Vorstellung von der Arbeitnehmer-Welt sondern versuche, mich für meine Generation einzusetzen – um eben bessere Arbeitsbedingungen rauszuboxen als noch unsere Eltern hatten akzeptieren müssen/ wollen. Und Studien zeigen: Jeder Zweite aus der Generation Y will meist hohe Eigenverantwortung, flexible Arbeitszeiten und sofortiges Feedback – immer in Verbindung mit sozialen und finanziellen Sicherheiten.
Links zum Nachlesen:
http://www.upj.de/fileadmin/user_upload/MAIN-dateien/Infopool/Forschung/enactus_gy-summary_2014.pdf
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Siehe die Stellungnahme 1.
Ob sich die Forderungen an eine freiere Arbeitswelt wirklich realisieren lassen, werden wir in den folgenden zehn bis 20 Jahren sehen. Ich bin keine Hellseherin, aber ich habe eine Vision von guter Führung, die modern und traditionell zugleich sein sollte. Hier geht es zu einem Beitrag darüber, wozu wir eigentlich Führung brauchen. Warum also sollte ich diese Vision nicht verfolgen?
Es gibt sehr viele Unternehmen, die aktiv daran arbeiten (und ihnen bleibt aufgrund der demographischen Situation in Deutschland auch nichts anderes übrig), eine gemeinsame Basis mit jungen Nachwuchskräften zu finden. Ein Paradebeispiel hierzu ist die Daimler AG, die 2015 ein tolles Gen-Y Projekt durchgeführt hat.
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Richtig erkannt. Je mehr Möglichkeiten ich als Mutter habe, meine Arbeitszeit flexibel zu gestalten, desto besser kann ich Finn-Justin auch bei Krankheit etc. betreuen und supporten.
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Sie haben recht, private Interessen haben mich ursprünglich dazu veranlasst, über das Thema nachzudenken – darüber, wie ich arbeiten will, wie ich leben will. Und dazu zählt für mich keine Laufbahn in einem Großkonzern. Scheitern würde ich das nicht nennen 😉
Also bin ich dieses spannende Feld angegangen, habe mich umgehört, wie es anderen jungen Leuten ergeht, die gerade frisch in der Jobwelt sind. Und ich habe festgestellt: Ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine da, habe Studien gelesen und mit Größen wie Gunter Dueck oder Götz Werner gesprochen.
Um mein Verteidigungsplädoyer abzuschließen: Nach jahrelanger Arbeit erscheint im März mein Buch „Die spinnen, die Jungen! Eine Gebrauchsanweisung für die Generation Y“ – lesen Sie es und lassen Sie sich von meinen Argumenten überzeugen… oder eben nicht.
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Zu Ihrem ersten Punkt liefere ich in meinem Beitrag bei SWR eine passende Antwort. 😉 Es ist immer eine Frage der Selbstorganisation.
Dort, wo es „keine geregelten Arbeitszeiten“ gibt, gibt es keine Meetings? Schwachsinn! Ich kenne einige Arbeitgeber (IBM, Microsoft, vor allem eben Wissens- und IT-Berufe), die ihre Präsenz-Mentalität über Bord werfen und trotzdem regelmäßig mit ihren Angestellten korrespondieren. Erst kürzlich hat der Chef des Henkel-Imperiums Kasper Rorsted ein Interview in der FAZ dazu gegeben. Titel: „Mir ist egal, wo meine Leute arbeiten“. Ich bezweifle, dass Rorsted deshalb keine Besprechungen mehr anberaumt.
Fachkräftemangel ist in der Tat zum aktuellen Zeitpunkt in Deutschland mehr ein Mythos als Realität. Zukünftig sieht das anders aus: Wir wissen, A) Babyboomer gehen bald vermehrt in Rente, B) Nachwuchs wird weniger und C) vor allem auch der GUTE Nachwuchs lässt nach. Hier versuchen sich schlaue Unternehmen schon heute darauf einzustellen und sich für die Zukunft fit zu machen.
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Es geht weniger darum, mehr Freizeit zu haben und das gleiche Gehalt wie andere Arbeitnehmer zu verdienen als darum, sich seine FreiZEIT und somit auch seine ArbeitsZEIT flexibler einzuteilen als es in den meisten Unternehmen derzeit noch möglich ist. Es gibt den Typ von Menschen, der Nine-to-Five im Büro sein will. Prima! Es gibt aber auch den Typ, der mittags sein Kind vom Kindergarten abholen und dann ein paar Stunden zuhause verbringen will und sich am Vorabend wieder an die Arbeit setzt. Oder der Typ, der morgens lieber ausschläft, dafür nachtaktiv ist.
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Siehe die Stellungnahmen 1 und 2.
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Es wird für verschiedene Arbeitsbereiche verschiedene Ansätze geben müssen, um die jeweiligen Bedingungen zu verbessern/ den Wünschen der kommenden Generationen anzupassen. (Bei MDR habe ich hierzu auch mit Prof. Christian Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Universitätsklinik in Rostock diskutiert).
Auf dem Bau und im Einzelhandel werden dies andere sein als in den digitalen Berufen, das ist klar. Das heißt aber nicht, dass es in den von Ihnen angesprochenen Bereichen nicht auch Möglichkeiten gibt, den jungen Mitarbeitern ein Stück entgegenzukommen. Beispielsweise ist auch hier möglich, ihnen früh Verantwortung zuzuweisen in Form einer Abteilung oder eines besonderen Projekts. Zudem sind auch in diesen Berufen Teil-Schichten denkbar, zum Beispiel von 8 bis 12 Uhr und 16 bis 20 Uhr.
Die folgenden Aussagen lasse ich kommentarlos stehen, weil ich ihnen (meistenteils) zustimme.
Der/ die letzte Kommentator/in hat anschließend noch auf folgenden Text der ZEIT verwiesen: „Wir sind jung…“.
Um dieses Video geht es übrigens: Generation Y: „Leistung ist nicht machen, machen, machen“.
Ich bin nicht auf alle Kommentare detailliert eingegangen. Wenn Ihnen also noch Fragen unter den Nägeln brennen, dann gerne her damit!
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