Mensch oder Maschine: Vom Querdenken und falschen Entscheidungen
Unser einziger Vorsprung vor „elektronischen Mitbewerbern“ ist unsere Fähigkeit, intellektuell und kreativ zu arbeiten. So unterschiedlich die Vertreter der Generation Why sind, haben viele eines gemeinsam – zumindest wird uns das häufig nachgesagt: Sie sind brave, angepasste Streber und Einser-Kandidaten.
Ihr Antrieb: Bulimie-Lernen und Bestnoten schreiben. Getrieben von dieser Scheuklappendenke schreiten sie dann in die Unternehmenswelt und erleiden dort einen Kulturschock. Denn die moderne Wirtschaftswelt funktioniert nicht nach Schema F, Standards und Vorgaben. In der Wissensgesellschaft, auf die wir uns gerade hin bewegen, entscheiden andere Kompetenzen über berufliche „Bestnoten“: Umgang mit Wissen und Schaffung von Innovationen.
Mit Mut und Anecken zum Wettbewerbsvorteil
Bleiben wir mal beim Schaffen von Innovationen: Was wir brauchen, ist mehr Mut zum Querdenken und Anecken. Denn Wettbewerbsvorteile und die Eroberung neuer Märkte basieren im Kern auf menschlicher Kreativität und Emotionalität. Das heißt, wir müssen uns von dem Glaubenssatz lösen, nur vernünftig zu sein, richtige Entscheidungen zu treffen und immer auf Nummer sicher gehen zu wollen. Wer so denkt, wird früher oder später von Mitbewerbern und der fortschreitenden Technifizierung überrollt.
Was wir brauchen, ist mehr Mut, uns zuzutrauen, auch mal unvernünftig zu sein, falsche Entscheidungen zu treffen und neue Pfade zu gehen. Um das zu schaffen, benötigen wir die richtige Geisteshaltung – kombiniert mit Übung.
Die richtige Geisteshaltung
- Wichtig ist, wirklich zu wollen. Denn erst wer wirklich etwas will, traut sich auch, unkonventionelle Entscheidungen zu treffen und ist gleichzeitig gezwungen, anders zu denken und anders zu handeln.
- Dazu gehört auch, auf eigene Fähigkeiten und Kompetenzen zu vertrauen. Sich nicht vom Mainstream-Denken auf das Mittelmaß der Gesellschaft zurückziehen zu lassen. Denn Mittelmaß bietet das, was die meisten bieten – und das ist oftmals eintöniger und unspektakulärer.
- Wichtig ist auch, sich von der Angst zu lösen, Fehler zu machen. Fehler sind wichtig. Aus ihnen lernen wir. Sobald die Angst in uns aufsteigt, sollten wir kurz innehalten und überlegen, was denn schlimmstenfalls passieren kann, wenn wir uns trauen, Neues auszuprobieren.
- Und gute Vorbilder brauchen wir, die uns inspirieren und ermutigen, auch mal Regeln zu brechen und anzuecken. Ein gutes Buch zum Thema ist „RULEBREAKER – Wie Menschen denken, deren Ideen die Welt verändern“
- Mal wieder Kind sein, Dinge riskieren, leichtsinnig und unvernünftig zu sein. Abstand nehmen vom Vernunftdenken und Abwägen von Risiken. Das gehört genauso dazu. Denn erwachsendes Denken steht uns oftmals beim Querdenken im Weg. Kindisch bleiben und Kind sein zulassen, das ist das Geheimnis.
- Freuen wir uns über verbale Ohrfeigen. Denn die sind es, die uns helfen, unsere Ideen zu optimieren. Die richtige Frage lautet nicht: Wie findest du das? Sondern: Was ist daran falsch? Deshalb: Bitten wir um Ohrfeigen und lernen wir, daran zu wachsen.
Was wir neben einer richtigen Geisteshaltung brauchen, ist die Umsetzungskraft. Und genau hier scheitern die meisten. Sie tun lieber nichts, als Neues auszuprobieren und sich der Ungewissheit zu stellen. Wir brauchen mehr Übung darin, unkonventionelle Wege zu gehen.
Übung
- Starten wir mit der Umsetzung, verbessern können wir uns auf dem Weg. Viel zu viele Menschen denken zu lange nach, statt ins Handeln zu kommen. Perfektionismus lähmt die Umsetzung, das sollten wir nie außer Acht lassen.
- Übung macht den Meister, auch beim Verlassen der Komfortzone. Je häufiger wir uns der Angst stellen, Unbekanntes auszuprobieren, desto leiser wird sie. Wer täglich eine Kleinigkeit anders macht, gewöhnt sich an die Veränderung.
- Wir müssen uns darin üben, Energievampiere zu erkennen. Tun wir das nicht, laufen wir Gefahr, an unserem Querdenken und Anecken zu verbrennen statt uns energetisch mehr und mehr aufzuladen. Wir sollten uns deshalb bei jedem Kontakt mit unserem Umfeld und anderen Menschen überlegen: Was bzw. wer treibt mich an? Und was bzw. wer bremst mich aus?
Querdenken als Vorsprung vor Mitbewerber
Unser einziger Vorsprung vor „elektronischen Mitbewerbern“ ist unsere Fähigkeit, intellektuell und kreativ zu arbeiten.
Wer lernt, querzudenken, Regeln zu hinterfragen und ins Handeln zu kommen, wird sich von Mitbewerbern abheben. Und wenn wir von Mitbewerbern sprechen, sollte uns eines bewusst sein: Nicht nur andere Menschen sind Mitbewerber, sondern auch die fortschreitende Technifizierung. Sie ersetzt mehr und mehr den arbeitenden Menschen durch Maschinen. Rabea Weihsen listet in ihrem Beitrag in der ZEIT (Ausgabe 03/2014) folgende Beispiele auf: „In Nürnberg grüßen U-Bahn-Führer ihre Roboter-Kollegen, wenn sich die Züge im Tunnel begegnen. Und jede Ikea-Kassiererin muss sich fragen, warum sie Blumentöpfe über den Scanner zieht, während das nebenan ein Automat erledigt.“
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