Learnability ist der Skill der Zukunft!
Autorin: Steffi Burkhart
Wenn neue Fähigkeiten so schnell benötigt werden, wie andere aussterben, dann geht es bei der Arbeitsfähigkeit weniger darum, was Sie bereits wissen, sondern mehr um die Fähigkeit, (Neues) zu lernen (Stumm et al., 2011). Sowohl Arbeitgeber, die versuchen, eine Belegschaft mit dem richtigen Skillset zu entwickeln, als auch die Menschen, die ihre Karriere vorantreiben wollen, brauchen dazu aber ein neues Mindset.
Frederick Taylor versuchte 1912 mit seinen Prinzipien des wissenschaftlichen Managements, den Menschen zur produktiven Maschine zu machen, indem er die Aufgaben so banal und wiederholbar wie möglich gestaltete. Er nutzte sie dabei aber nicht aus, sondern bezahlte sie gut und schuf verhältnismäßig gesunde Arbeitsbedingungen, damit sie lange produktiv blieben. Wie wir alle wissen: diese Strategie funktioniert heute nicht mehr. Die Jobs von heute erfordern die Fähigkeit zu lernen und neue Kompetenzen zu entwickeln. Sie erfordern keine extrinsische Motivation durch Geld mehr, sondern setzen auf eine intrinsische Motivation und Lernwillen – den Wunsch und die Fähigkeit, die Skills zu entwickeln, die gerade nachgefragt werden, um langfristig einsetzbar zu sein.
Neue Jobs verlangen neue Fähigkeiten
Bis zu 65% der Arbeitsplätze, in denen die Generation Z arbeiten wird, gibt es heute noch nicht und bis zu 45% der Aktivitäten, für die heute Lohn gezahlt wird, können durch moderne Technologie automatisiert werden. Das bedeutet nicht zwangsläufig weniger Arbeitsplätze, alte Arbeitsplätze werden sich verändern und es werden neue Arbeitsplätze geben, die andere Fähigkeiten erfordern. Und damit werden die Karrieresicherheit und die Beschäftigungsfähigkeit unter anderem auch stark von der Lernfähigkeit abhängig.
Die Arbeit wird immer kreativer, innovativer und weniger standardisiert und routiniert. Kreativität und kritisches Denken zum Beispiel werden 2020 in mehr als einem Drittel aller Jobs verlangt. Physische Stärke dagegen nur noch in einem von zwanzig. Da braucht es ein Umdenken. Nicht nur, was die Skills angeht, die Mitarbeiter mitbringen sollten, sondern auch in der Weiterbildung in Unternehmen.
Während viele Jobs momentan und auch in der Zukunft automatisiert werden, gibt es auch einen gegensätzlichen Trend. Bei Toyota bspw. werden Tätigkeiten, die von Robotern übernommen wurden, wieder zurück in Menschenhand gegeben. Das mag im ersten Moment unlogisch erscheinen, ist es aber nicht. Und das hat mit dem Lernen zu tun.
Denn ein Roboter ist immer nur so schlau wie der Mensch, der ihn programmiert. Und das hat Toyota seine Strategie ändern lassen: Der Autobauer ist ein Vorreiter der Automatisierung, hat nun aber einen Schritt zurück gemacht. Denn damit die Roboter sich verbessern können, müssen Menschen sich mit den Arbeitsprozessen auskennen, ihre eigenen Fähigkeiten erst einmal verbessern, bevor sie sie Robotern beibringen. Roboter können nicht wirklich innovativ sein, sie haben keine intrinsische Motivation, keine Ideen -Sie können nur mit dem arbeiten, was ihnen gegeben wird. Diese Feststellung und die Umstände der VUKA-Realität zwingen Arbeitgeber dazu, einen stärkeren Fokus auf das Potenzial der Mitarbeiter und nicht nur auf ihre schon entwickelten Fähigkeiten zu legen, um am Markt überleben zu können.
Der Lernwille der Arbeitnehmer
Und für die Arbeitnehmer ist die Lernkultur ein Weg, sich selbst „Zukunftssicherheit“ zu schaffen – unabhängig davon, wer ihr Arbeitgeber ist und wie oft sie ihn wechseln – außerdem gibt die gezielte Entwicklung der richtigen Fähigkeiten Arbeitnehmern die Möglichkeit, ihrer Karriere einen ordentlichen Schub zu geben.
Das Lernen geschieht also auf zwei Ebenen mit verschiedenen Zielen, die aber Hand in Hand gehen: Auf der einen Seite steht der Arbeitgeber, der sein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft bringen will – wofür neue Skills unablässlich sein werden. Auf der anderen Seite der Arbeitnehmer, der selbst einen inneren Drang danach hat, zu lernen, das freiwillig tut und sich selbst weiterentwickeln will. Trifft beides zusammen, entsteht eine Lernkultur.
Leider haben viele Unternehmen diese Realität noch nicht erkannt und legen bei Einstellungen noch immer mehr Wert auf hard skills und akademische Fähigkeiten. Wer an der Universität aber gut war, muss deshalb aber noch lange nicht lernfähig und -willig sein. Deshalb sollten Personaler ihren Fokus verändern, wie z.B. Google, wo nach „Lerntieren“ gesucht wird.
Wie eine Lernkultur entsteht
Denn Arbeitgeber können den Lern-Appetit ihrer Mitarbeiter nutzen. Forscher haben herausgefunden, dass neue Fähigkeiten für Millenials so viel wert sind, dass viele bereit sind, ihre Freizeit damit zu verbringen, sie zu erlernen und selbst in die Tasche greifen, um dafür zu bezahlen. Mitarbeiter, die solchen Lernhunger haben, zu motivieren und zu halten, fördert eine ganz neue Lernkultur, die sich tagtäglich auszahlt. Sie fordert die Mitarbeiter heraus, sich für das Unternehmen wertvoller zu machen, während sie gleichzeitig engagiert in ihrem Beruf bleiben und somit leichter zu halten sind. Win-Win für beide Seiten.
Wie bei jedem Kulturwechsel muss aber auch der Wandel der Lernkultur von oben kommen. Arbeitgeber müssen diese Entwicklung eher führen, als zu delegieren, und das erste, was zu tun ist, ist einen Chief Learning Officer zu ernennen. Es ist nicht nur ein nice-to-have; es ist kritisch für das Überleben des Unternehmens. Das bedeutet, dass die Führungsebene die Verantwortung für diesen Kulturwandel in der Organisation trägt. Das WEF und die HBR nennen diese Strategien, um den Kulturwandel erfolgreich umzusetzen:
- Schauen Sie über den Lebenslauf hinaus. Viele Organisationen legen weiterhin viel Fokus auf akademische Qualifikationen und hard skills. Das kann zwar auch wichtig sein, aber das, was Einsteiger an der Uni lernen, bereitet sie oft noch nicht für den heutigen Arbeitsmarkt vor (Hogan et al. 2013). Suchen Sie nach Mitarbeitern, die begeistert sind und Lust haben, Neues zu lernen. Finden Sie die richtigen Talente.
- Wählen Sie sorgfältig aus. Bieten Sie den Mitarbeitern die besten Lernmöglichkeiten, von denen Sie wissen, dass sie sie nutzen werden. Machen Sie Ihren Mitarbeitern klar, dass die Möglichkeit, sich weiterzubilden und in andere Bereiche hineinzuschauen, die bekommen, die Neugier und echtes Interesse daran zeigen. Sie werden mehr für Ihr Geld bekommen, indem Sie sich auf Personen mit höherer Lernfähig- und -willigkeit konzentrieren.
- Zeigen Sie sich selbst lernwillig. Wenn Sie möchten, dass Ihre Mitarbeiter das Lernen verinnerlichen, müssen Sie ein Beispiel setzen. Sicher, wir sind alle beschäftigt, aber es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Fragen Sie sich, wann das letzte Mal war, dass Sie etwas aus einer ungewöhnlichen Perspektive gelesen haben, anstatt immer nur die Artikel, die Ihre Freunde auf Facebook teilen? Wann haben Sie sich die Zeit genommen, sich in ein komplett neues Thema einzuarbeiten? Und wann haben Sie das letzte Mal ein Gespräch über ein Thema außerhalb Ihrer Komfortzone geführt? Neugier ist ein Muskel, der schwach wird, wenn er mit der Online-Welt der Instant-Information konfrontiert wird. Um unsere Neugier zu behalten, müssen wir uns Zeit nehmen, um ungewohnte Themen zu finden und um darin zu vertiefen.
- Innovatoren und Lerner belohnen. Die Mitarbeiter, die motiviert sind, zu lernen, werden alle Möglichkeiten dafür nutzen, die Sie ihnen geben. Belohnen Sie die, die es tun. Und belohnen Sie nicht nur die, die die Möglichkeiten nutzen, die Sie ihnen geben, sondern auch die, die neue Ideen und Innovationen einbringen, denn Sie brauchen die Innovatoren. Und wer innovativ ist, hat einen open mind, ist offen für Neues und damit genau der Mitarbeiter, den Sie brauchen. Aber belohnen sie diese Mitarbeiter nicht nur finanziell, sondern fordern Sie sie heraus – geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich noch weiter zu entwickeln.
Wenn Sie es geschafft haben, ein Team von Mitarbeitern zusammenzustellen, die lernhungrig sind und über sich hinauswachsen wollen – gut. Aber der Job hört dort nicht auf. Die Art der Organisation, die in die Zukunft überleben wird, muss den Hunger nach Lernen stetig füttern.
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