An die GenY: Geht wählen, rettet Europa!
Am Sonntag wählt NRW und wir, die Generation Y, haben ein Problem, besser gesagt: ein Dilemma. Denn die Politik, die gemacht und beworben wird, ist für die Alten gemacht. Aber nicht wählen zu gehen ist auch keine Option, denn dann servieren wir der AfD ihre Prozentpunkte auf dem Silberteller und zerstören buchstäblich das Europa, das für uns so selbstverständlich ist.
Eigentlich kann man den Parteien nicht einmal vorwerfen, dass sie sich mit ihrer Politik und ihren Wahlversprechen auf die Alten konzentrieren, denn die sind in der Mehrheit und in der Politik geht es schließlich um Mehrheiten. Klar ist die Definition von „alt“ immer relativ, aber wenn wir eine Grenze bei 40 ziehen, kommen wir auf erschreckende Zahlen: Über 70% der Wahlberechtigten sind älter als 40 Jahre. 35% sind sogar älter als 60. Und in der Vergangenheit lag die Wahlbeteiligung bei den älteren Zielgruppen deutlich höher, als bei den jüngeren. Die Alten dominieren also die Wahl! Sie sind die, die entscheiden werden, wer in NRW und in Deutschland regiert.
Die Parteienlandschaft ist was für die Alten
Das heißt für uns junge Menschen: Die Themen, mit denen sich die Politik beschäftigt, sind die, die den Alten wichtig sind und die Themen der Zukunft bleiben dabei auf der Strecke. Digitalisierung und Datensouveränität? Förderung von flexiblen Arbeitsmodellen? Neue Rentenmodelle? Fehlanzeige! Zwar geht es in den Wahlprogrammen um Digitalisierung an Schulen, aber nur mehr Computer einzusetzen, bringt auch nur dann was, wenn die Medien- und Digital-Kompetenz entwickelt wird. (Das ist übrigens dann besonders schwierig, wenn Lehrer diese selbst nicht haben.) Für junge Menschen und ihre Familien soll es in Zukunft mehr Kita-Plätze geben. Das ist zwar wichtig, aber gibt jungen Familien noch immer keine echte Flexibilität, sondern hält an den alteingesessenen Teilzeit-Modellen fest.
Es ist kein Wunder, dass wir Jungen uns von dieser Politik nicht repräsentiert fühlen. Wir stehen vor der unmöglichen Wahl zwischen verschiedenen Parteien, die mit Themen Wahlkampf machen, die uns einfach nicht interessieren. Deshalb sind wir noch lange nicht unpolitisch. Aber Parteienpolitik interessiert uns eben nicht – zu viel reden, zu wenig machen. Ob links, Mitte oder liberal – keiner kümmert sich um die Themen an, die für uns wichtig sind. Eigentlich ein Grund, etwas an der Parteienlandschaft zu verändern. Doch erstens können wir schon mit dem Konzept von Parteien nichts anfangen und zweitens geht es uns zu gut, als dass wir die Gesellschaft wirklich revolutionieren wollen, wie es unsere Eltern-Generation noch wollte. Wir haben bisher in einer heilen Welt gelebt, in einem Wohlstand, den unsere Eltern verdient haben. Es hat uns in unserem privaten Leben an nichts gefehlt. Und wir haben die Rechte und Freiheiten, die wir genießen dürfen, als selbstverständlich empfunden. Wir hatten sie ja schon, da gab es keinen Grund, groß etwas daran zu ändern.
Der Populismus macht unser Europa kaputt!
Aber das ändert sich jetzt – und zwar radikaler und schneller, als uns lieb ist. Plötzlich stehen Populisten und Nationalisten auf der Straße und wollen die Welt verändern. Aber ganz anders, als wir es wollen. Sie wollen aus der EU raus und uns damit diese Rechte und Freiheiten nehmen, die für uns so selbstverständlich sind. Plötzlich werden wir wachgerüttelt, wir merken, dass wir ein Gegengewicht setzen müssen. Der Brexit und die Wahl von Donald Trump haben uns Angst gemacht. Angst davor, dass das angegriffen wird, was uns wichtig ist: Unsere freiheitlich demokratischen Grundwerte, Mobilität über alle Grenzen hinweg und der Frieden.
Die Studie „Generation What“ hat herausgefunden, dass 81% der Jungen sich als Europäer fühlen, 78% einen wachsenden Nationalismus beobachten und ihn negativ bewerten, 35% sich offene Grenzen für alle und weitere 34% jedenfalls offene Grenzen für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wünschen. Es sind Zahlen die zeigen: Der GenY ist die EU mit all ihren Vor- und Nachteilen ans Herz gewachsen. Für 38% ist Europa sogar ein „notwendiges Konstrukt“ und für weitere 30% „das einzig wahre Projekt für die Zukunft“. Na wenn das mal eine Bekenntnis zu Europa ist.
Und auch wenn die Alten viel Macht bei den nächsten Wahlen haben: nicht wählen zu gehen ist auch keine Lösung. Denn wer verhindern will, dass der Populismus ihm das nimmt, was selbstverständlich und unentbehrlich ist, der sollte wählen gehen. Wer nicht will, dass noch ein Trump und noch eine Theresa May gewählt werden, der sollte wählen gehen. Oder, um es mit Klaas-Heufer Umlaufs Worten zu sagen: „Wenn wir Europa kaputt machen, sind wir die dümmste Generation, die je gelebt hat.“ Und Europa nicht kaputt zu machen, das schaffen wir nur dann, wenn wir nicht zulassen, dass die an die Macht kommen, die es kaputt machen – und wählen gehen.
Quellen
- Wolfgang Gründiger über die Politik der alten Säcke
- Die Studie „Generation What“
- Klaas über Europa bei der NDR Talkshow
- Ein Zukunftsmanifest.
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