Wenn die Generation Y den Ton angibt!
UNSER LEBEN IN DER ZUKUNFT: Wo stehen wir in 15, 20 oder in 30 Jahren? Welcher Zukunft gehen wir entgegen? Wie können wir diese Zukunft mitgestalten?
Es lassen sich jetzt und heute, im Jahr 2015, nur Vermutungen anstellen, wie die Zukunft von morgen aussieht – das wissen wir alle. Doch unter dem Motto „Vision“ wage auch ich einen Blick in die Kristallkugel. (Der Beitrag ist erschienen in: German Council Magazin // Vision)
Fest steht: Sie verändern jetzt die Welt: Die Jungen, die Gründer von Facebook oder Amazon, von Google, PayPal, Tesla Motors, Space X, Airbnb, Spotify und Soundcloud – sie alle sind Innovatoren und Impulsgeber. Sie sind Visionäre, sonst waären sie nicht heute schon so weit gekommen. Karrieretechnisch. Im Zeitalter der Homo-Digitals haben wir es mit einer Machtverschiebung zu tun. Es sind die Digital-Natives, die die Deutungshoheit über das wichtigste Medium Internet besitzen und diese Macht einsetzen, indem sie international vernetzt an neuen Themen arbeiten und forschen. Dazu gehören globale Probleme wie die Bekämpfung von Armut und Klimawandel, faire Produktion, dem Internet der Dinge sowie der Realisierung von Menschheitsträumen, wie beispielsweise der Erforschung des Weltalls –Elon Musk hat mit Space X, seine Vision einer privat finanzierten Raumfahrtindustrie verwirklicht.
Blicken wir jetzt mal ein paar Jahrzehnte weiter.
Wenn ich meine Gedanken mit Beobachtungen und Wissenschaft kombiniere, tauchen immer wieder die folgenden vier Bereiche auf, von denen ich bahnbrechende Veränderungen erwarte:
Medizin
Während unser aktuelles Gesundheitswesen darauf ausgelegt ist, Menschen zu rehabilitieren, also wieder gesund zu machen, wird es zukünftig darum gehen, jedes Individuum vor Krankheiten zu schützen. Klingt gut. Ist es auch. Andererseits führt die moderne Technologie und digitale Realität zu einer Dauerüberwachung. Wir werden zu gläsernen Patienten, die rund um die Uhr von Krankenversicherungen, die über eine elektronische Krankenakte verfügen, überwacht werden.
Internationale Spitzenforscher gehen davon aus, dass wir zukünftig in Häusern leben, die mit elektronischen Ohren, Augen und Nasen ausgestattet sind. Intelligente Sensoren in Wänden und Möbel werden so gut mitdenken, dass sie zu einem persönlichen Gesundheitscoach mutieren. Damit nicht genug. Wer das Haus verlässt, trägt seinen Gesundheitscoach über Sensoren in der eigenen Kleidung mit sich herum – der nächste große Evolutionsschritt der Smartphones. „Kinderschuh“-Modelle erleben wir bereits heute über Armbänder, Brillen und Smartwatches. Die Apple Watch haben auch Leute gekauft, die das vorher ganz und gar nicht zugegeben hätten.
Vielleicht werden wir irgendwann sogar intelligente Sensoren in unserem Körper tragen – who knows? Auf jeden Fall steht fest: Wir werden es zukünftig mit einer Rundum-Fürsorge zu tun haben, die wir uns so heute kaum vorstellen können. Gesundheit soll nicht mehr dem Zufall überlassen werden. Auch nicht die unserer Kinder. Das führt einerseits zu mehr „Helikopter“-Dasein von Eltern – das andererseits aufgrund der digitalen und technologischen Unterstützung viel entspannter gelebt werden kann.
Hinzu kommt: High-Tech-Apparate wie 3D-Drucker sollen uns in ein paar Jahren oder Jahrzehnten ermöglichen, Körperteile nachzuproduzieren. Damit wäre eine zentrale Schwachstelle der Medizin gelöst. Es gibt schon erste Versuche, ein Herz zu drucken und kürzlich wurde sogar eine Arterie mit Hilfe von Nanotechnologie repariert.
Große Aufmerksamkeit wird in der Wirtschaft und der Wissenschaft auch dem Thema künstliche Ernährung, Bio-Lebensmitteln und der Versorgung (Distribution) von Megastädten gewidmet. Denn: Wir Stadt-Menschen essen zu viel (Ungesundes) und bewegen uns zu wenig. In derzeit 30 Städten auf der Welt mit mehr als 10 Millionen Einwohnern kann nicht jeder einen eigenen Garten bewirtschaften, wir sind darauf angewiesen in großen Mengen mit Nahrung versorgt zu werden und das täglich.
Intelligente Logistik ist der Schlüssel für eine lebensfähige Stadt und Ihrer Bewohner!
3D-Welten – die neue Realitäten
Der Gaming Sektor explodiert – das ist schon jetzt zu beobachten. Online-Spiele erzielen mehr Umsätze als Kino-Filme, die Rockband Blur erhält mehr Tantieme, wenn sie ein Netz-Spiel musikalisch begleitet als einen Nummer-1-Hit in den US Charts zu landen und der Bekanntheitsgrad vom diesjährigen „Web Video Preis Award“-Gewinner Gronkh ist im Netz mit 3.8 Millionen Youtube Abonnenten aktuell so hoch wie die Einschaltquote der Tagesschau. Gut, die ist nun auch wirklich der älteste Klassiker der ganzen Fernseh-Nachrichten-Geschichte. Die Aufmerksamkeit der jungen Leute jedenfalls verschiebt sich in die digitale Realität – weg von Tagesschau und Tatort.
So ist davon auszugehen, dass Fernseher und Monitore für die Enkelkinder meiner Generatio genauso altertümlich vorkommen werden wie uns heute Pferdekutschen im Vergleich zum Auto, oder Schreibmaschinen im Vergleich zu Laptops. Was für uns heute Computerspiele sind, sind für unsere Kinder schwebende Holografien in 3D-Animationen, die so intelligent entwickelt sind, dass sie auf Sprache, Gestik und Mimik reagieren. Und nicht nur in Spielen tauchen sie auf – überall!
Ob dies zu einer totalen Überwachung führen wird, mehr Sicherheit bringt oder uns einfach nur mehr konsumieren lässt, bleibt heute erst einmal dahingestellt. Tendenzen in alle Richtungen sind jedenfalls zu beobachten. George Orwell lässt grüßen!
Wissenschaft 4.0
Nicht nur die globale Vernetzung sondern auch der Netzwerkcharakter in nationalen und internationalen Unternehmen stellt für die Wissenschaft ein spannendes Forschungsfeld dar.
Man mag es nicht glauben, aber er es gibt noch unerklärliche Phänomene wie Synchronität in der Natur. Der Fischschwarm ist wohl das derzeit am meisten zitierte Phänomen und beruht wie die Herzmuskeln eines Menschen auf dem Prinzip der Synchronität, das erst seit weniger als zehn Jahren interdisziplinär von Mathematikern und Biologen erforscht wird. Da Menschen gerne Naturphänomene in soziologische Abläufe kopieren, kann diese neue Disziplin sicher spannende Ausprägungen enthalten. Vor allem die Wirtschaftswissenschaft adaptiert immer schneller neue Theorien, Formen, mathematische Muster und Ideen in der Zukunft. Die Vision von einem Unternehmen, das ohne Dirigenten wirtschaftet, könnte in 15 Jahren das erste Mal Realität werden.
Eine neue Veränderung erleben wir auch in der Automobilbrache. Firmen wie Google probieren sie aus, auf offenen Straßen: die ersten selbstfahrenden Autos. Auch sie werden irgendwann zur neuen Realität, werden zeitliche Ressourcen zur Verfügung stellen – ähnlich der Dampfmaschine im 20. Jahrhundert und menschliche Fehler verhindern. Auf intelligenten Straßen der Zukunft, werden selbstsehende Autos Passagiere von A nach B transportieren.
In Wohnungen von morgen werden Türen erkennen, wer herein darf und wer nicht, werden Kühlschränke eigenständig die Zutaten fürs Abendessen beim Lieferanten bestellen. Sein Scanner prüft regelmäßig die Verfallsdaten der Lebensmittel und wenn Produkte fehlen, ist schnell der Online-Kiosk alarmiert. Die vernetzte Stadt der Zukunft wird unser Leben radikal vereinfachen – und dadurch auch den Handel.
Globale Zusammenarbeit
Die wenigsten meiner Generation wissen, wie der erste Weltkrieg entstanden ist. Aber wir haben alle über Social Media Kanäle wie Facebook, Twitter und Youtube mitverfolgt, wie der „Arabische Frühling“ innerhalb weniger Monate einen Mind Set ausgelöst hat. Das hatte die Menschen dazu gebracht, für Demokratie und Menschenrechte auf die Straßen von Kairo, Tripolis und Istanbul zu gehen. Oder erinnern wir uns an die ALS Ice Bucket Challenge aus dem vergangenen Jahr – zu welcher internationalen Reichweite diese Spendenkampagne führte. Die Beispiele zeigen: Internationale Organisationen haben bereits jetzt die Möglichkeit, Menschen unmittelbar für ein Thema zu sensibilisieren und zu begeistern. Das wird im Laufe der Zeit nur noch stärker werden.
Wir fühlen uns den Menschen, mit denen wir auf Facebook und Co. befreundet sind, näher, als den Nachbarn in der deutschen Kleinstadt. Wenn eine Freundin aus England durch Umweltzerstörungen eines Chemieunternehmen aus Brighton zu Schaden kommt, agieren wir digital global über Shitstorm, Aufrufe oder Spendenaktionen, statt lokal.
Die Digitalisierung und die technologischen Fortschritte werden neue Spielregeln für Gesellschaft und Wirtschaft formen – lokal wie international. Wie können wir uns also auf diese Zukunft wappen? Ganz einfach: Es liegt in unserer Hand, über den Tellerrand zu schauen und uns die Frage zu stellen, welche Welt wir unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen wollen. Fangen wir am besten direkt damit an. Und vergessen wir nicht: Frühere Generationen haben weitaus schlimmere Veränderungen überstanden.
Wir freuen uns über jeden Kommentar von Euch!
Beitragsbild: Flickr/ artt miss
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