Meine Motivation, ein Buch zu schreiben
2010 war ein spannendes Jahr. Der Auslöser für dieses Buch. Wobei ich das damals noch nicht wusste. Ich war 25, frische Sportstudium-Absolventin und bewarb mich um meinen ersten Arbeitsplatz. Ein dicker Fisch hatte angebissen, es lief alles nach Plan. Ich war top motiviert und echt neugierig darauf, was mich da draußen in der Arbeitswelt erwartet. Und dann endlich: Meine erste Arbeitswoche stand vor der Tür. Doch schon am zweiten Arbeitstag gings mit meiner Motivation Berg ab. Ich kann mich noch so gut daran erinnern: Es war Mittagszeit Und ich war mit meinen Arbeitskollegen auf dem Weg zur Kantine. Weil ich immer so flink unterwegs bin, war ich die Erste. Heiter teiter ging es zwei Etagen die Treppen runter – und plötzlich war er da! Der Ruf meines Chefs: „Frau Burkhart, bitte den Handlauf benutzen!“ Nicht wissend, was der von mir wollte, drehte ich mich mit hochgezogener Augenbraue um und war leicht von dem Anblick meiner Kollegen irritiert. Wie eine Entenfamilie hintereinander aufgereiht gingen sie die Treppen runter und hielten sich am Geländer fest. Sie haben richtig gehört und erahnen es! Wer den Handlauf benutzt, verhält sich regelkonform. Wer nicht, nicht. Und es kommt noch schlimmer: Zwei Stufen auf einmal – Regelverstoß! Telefonierend auf der Treppe – Regelverstoß! Erhöhte Geschwindigkeit auf der Treppe – Regelverstoß! Großes Paket aufm Arm – Regelverstoß! Ja, die spinnen doch! #Handläufe
Ich war unterwegs in einer Welt voller Fremdbestimmung, Entmündigung, Konformismus und Regelwut. Um mich herum lauter angepasste Weicheier, Jammerlappen und Ja-Sager. Vor- und Querdenker gab es zwar auch welche und für den Austausch mit jenen bin ich noch heute sehr dankbar – die waren dort aber in der Minderheit. Die Masse war geprägt vom Entengang. Über Jahre hinweg gebrainwashed und zurechtgebogen laufen sie der Menge hinterher und halten nur für normal, was den Regeln entspricht. Als ich das Unternehmen verließ, war jeder meiner Überzeugungsversuche vergebens gewesen. Dabei war für mich so klar: Wir leben alle nur einmal auf dieser Erde. Da möchte ich mehr tun, als nur sinnlosen Regeln und Anweisungen meines Chefs zu folgen. #YouOnlyLiveOnce
Kulturschock pur! Anders kann ich es nicht beschreiben. Während sich draußen die Welt im Hier und Jetzt bewegt, ist die Uhr hinter den Unternehmensmauern im letzten Jahrhundert stehen geblieben: Stempelsystem, Acht-Stunden-Tage, Anwesenheitspflicht, von Kreativität weit und breit keine Spur, die Wörter Spontanität und Flexibilität kennt man nicht, Nackenschmerzen vom Hochschauen, Rückenschmerzen vom Bücken und und und. #AlteArbeitswelt #NeueArbeitswelt
Schon nach wenigen Wochen Konzernluft-Schnuppern stellte ich mir die Frage: Wie soll ich das dort zwei Jahre (ich durfte dort meine Promotion umsetzen) aushalten, ohne in innere Kündigung abzudriften?
Nach einem Jahr begann ich, an mir selbst zu zweifeln: Liegt es vielleicht an mir? Muss ich lernen, mich anders zu verhalten? Bin ich zu frech? Zu eckig und kantig? Hm, vielleicht. Also fing ich an, mich zu verbiegen, um besser da reinzupassen. Aber: Lange hielt ich das nicht aus. Fühlte mich nicht mehr wohl in meiner Haut, war nicht mehr ich selbst. Und weil ich das nicht wollte und mir mein Freundeskreis schon kritisches Feedback zu meiner beginnenden Metamorphose hin zur Konzerngestalt gab, krempelte ich mich wieder um zur echten Steffi. #DieSpinnenDieJungen!
Und genau dafür plädiere ich: mehr ausgeprägte Individualisten, starke Persönlichkeiten, die unterstützt und nicht in Massenabfertigung eingestampft werden. Und ich plädiere dafür, die Diskussion um die Generation Y nicht mit flapsiger Handbewegung vom Tisch zu wischen. Die Diskussion ist viel weitreichender als nur mit Behauptungen um sich zu werfen und die junge Generation als faul, frech und fordernd zu beschreiben. Sie umfasst einen gesamten Wandel der Arbeitswelt – in dem die Generation Y eine Rolle des Vorreiters einnimmt. Nicht alle und nicht für alles. Aber schon für Einiges: Sie hinterfragt bestehende Erfolgsmuster von Arbeit und Führung, bringt das Baby „Internet“ zum Laufen, baut sich eine digitale Realität auf und überträgt die dortigen Spielregeln in die analoge Arbeitswelt, sie denkt mehr im Wir als im Ich, prägt eine neue Lernkultur, entwertet klassische Rollenbilder, lebt vielfältigere Lebensläufe und lernt schon recht früh, mit der wachsenden Komplexität zurechtzukommen. #EvolutionDerArbeitswelt
Die spinnen die Jungen? Na wollen wir mal sehen!
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